Archive for the ‘Auf-Um-Eingefallenes’ category

alles kriegt Kinder

März 17, 2010

In meiner näheren Umgebung sehen unglaublich viele Frauen so aus, als hätten sie halbe Medizinbälle zum Frühstück gehabt. Kurz vorm Platzen sozusagen.

Und die, die nicht Platzen, sind gerade kurz nach dem Platzen und fahren Frischgeschlüpftes mit Kindertransportbehältnis vor sich her.

Ich will auch, also kein eigenes. Aber so eins, dass ich ab und zu mal an die Füße fassen kann (ja, ich weiß, das ist eine komplett-falsche Artikelform, aber in diesem Fall – glauben Sie mir – muss das so), das wär schon was. 

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es nichts Frischgeschlüpftes und es ist auch nichts in Aussicht. Dabei wäre ich die wirklich perfekte Tante. Perfekte Tanten müssen nämlich eine ordentliche Schusssocke haben. Da müssen Höhlen gebaut werden aus alten Laken, es sonntags auch mal Brownies zum Frühstück geben und zur Mutter gesagt werden, dass es Vollkornmüsli gab, während sich die Schokokrümmel noch in den Mundwinkeln verstecken. Außerdem muss irgendjemand den Lütten doch beibringen, dass es Konsum heißt und nicht Supermarkt oder sie zum nächtlichen Sternschnuppengucken wecken. Des Weiteren hab ich Ketten, Schals und High Heels, bin also gut gerüstet für sämtliche Verkleidungsspiele. Ach ja, die Schusssocke habe ich natürlich auch!

Summa summarum zum anständigen Erwachsenwerden braucht es einfach eine leicht irre Tante, dann steht man den Absonderlichkeiten des Lebens offener gegenüber.

Glückskeksansagen

Januar 3, 2010

Als ich gestern todesmutig in das erste Samstagsgetummel des Jahres schmiss – ich scheine momentan einen unglaublichen Hang zu Menschenmassen zu haben – um meinen Kleiderschrank einen neuen Innenanstrich zu verpassen und mir gleich mit, bekam ich zur Begrüßung von einer netten blonden Dame mit Dauerlächeln und Pfadfinderlächeln einen Glückskeks mit der leicht quickigen Ansage „Viel Glück im neuen Jahr…„.

Eh ungefrühstückt, beschloss ich den Glückskeks sogleich zu vernichten und zerriss die Verpackung, auf welcher das Alstereinkaufszentrum mehr oder minder dezent Reklame machte. Er schmekte wie Glückskekse halt so schmecken und – oh, was eine Überraschung – hielt einen Zettel für mich bereit. Nämlich diesen:

„Ihre Anstrengungen werden Früchte tragen!

Okay, das muss heißen, ich sollte mich anstrengen,bemühen und dann klappt das schon mit diesem Jahr. Also, das könnte zu schaffen sein.

Das ist ja so eine Sache mit Glückskekeksen, die Aussagen sind unspezifisch und allgemeingültig, aber dennoch habe ich gerade gestern – mit meiner gedanklichen Vorsatzliste vor Augen – das Gefühl, dass gerade dieser, mein Glückskeks mit erhobenem Zeigefinger sagt: „Move your ass baby and than you will (um den Kristallkugelblick nochmal aufzugreifen) rock it!„.

Und damit die Vorsatzliste treffend zusammenfasst.

wie Männer denken, wie Frauen denken…

Dezember 3, 2009

Mit Jammi irgendwo zwischen Sushirolle eins und sieben…

Erinnerst du dich an die alte Werbung von der Sparkasse? So ne Plakatwerbung? Da sitzt ein Pärchen auf ner Parkbank und knutscht, darüber zwei Gedankenblasen. Die Gedankenblase beim Mann enthält ein rotes Comicherz, die Gedankenblase bei der Frau enthält ein rotes Comicherz, einen Folgepfeil, zwei Comiceheringe, einen Folgepfeil, ein Comicfindelkind, einen Folgepfeil und ein Comichaus…

Feststellung 1: Frauen sind so – vielleicht.

Feststellung 2: Wir sind so…

Vielleicht ist das ja genetisch bestimmt, vielleicht ist das gesellschaftlich anerzogen, vielleicht sind aber auch nur wir so… Aber über eins sind wir uns ganz schnell einig, so schnell wie das plopp-plopp-plopp der erweiterten Gedankenblase hochschnellt, so schnell ist oft der Rotstift zur Hand und streicht so manches Comicaccessoires. Und manches Mal bleibt anschließend nur eine Gedankenblase, in der ein kleines Fragezeichen steht und sonst nichts zu finden ist…

ab in die Kiste…

Dezember 1, 2009

Nachtrag zum Gedankenblog

Ich habe einen Hang zu Kisten, Boxen, Aufbewahrungsdingilies, denn ich habe den dazugehörigen Hang zum Sammeln von Knöpfen, Stoffresten, Stickgarn, Ideen, Erinnerungen und meine Wohnung sähe ohne Aufbewahrungsdingilies wahrscheinlich aus wie die Wohnung eines Messis oder ich müsste mich im Sinne der Ordnung dem Ludolfschem Haufensystem widmen.

Aber nun zum Sich-Gedanken-Machen: Auch da ein Ablagesystem. Ich denk mal hier rum und mal da rum und dreh mich im Kreis, artikulier mich zu Tode, schwafele und erörtere wie wild, doch eigentlich ist das Ergebnis meist schon nach den ersten vier Minuten klar. Selbst- oder Umerkenntnis oft nur im Falle von Neuinformationen. Also kommt jetzt der Gedanke nach Abwägung, Wälzung und meist doch mehr als vier Minuten in eine Box, eine Gedankenbox und dann in ein Ablagesystem. Da steht er dann samt Box, ist aufgeräumt und weggeordnet, kann aber falls notwendig wieder hervorgeholt werden. Definitiv: Vorteil Ablagesystem!

Und dann selig ruhiger Schlaf! Soweit zumindest theoretisch…

das rätselhafte Benehmen meiner Gedanken

Dezember 1, 2009

700 Millionen kleine Gedankengänge plus/minus drei sitzen in meinem Kopf auf dunkelrot gepolsterten Theaterstühlen mit Goldbiese an der Holzfassung und in der Lehnenbiegung. An gewöhnlichen Tagen, also an den meisten Tagen verhalten sie sich ruhig, was nicht heißt, dass nicht gedacht wird, was nur heißt sie ziehen es vor ihre Interessen nacheinander zu vertreten und nur vereinzelt in ein Zwiegespräch zu purzeln.

Heute ist wohl kein gewöhnlicher Tag und die Kombination aus Müdigkeit und der famosen Eigenschaft des Sich-Gedanken-Machens führt dazu, dass sich meine sonst so unglaublich gesittete Gedankenschar, heute einen auf englische Hooligans macht.

Von Limbotanz im Lipsischritt, über wildes Gekloppe und Fähnchenschwenken, bis hin zu Randalieren in den bestuhlten Theaterreihen – alles dabei. Unglaublich laut, viel zu laut um einen klaren Gedanken zu fassen.

Daher – in irrsinniger Lautstärke – Alternativbeschallung, ich sag mal mit the clutch: …but someday baby, you ain’t worried about life…

das „Tier“ in mir

November 23, 2009

In mir wohnt ein kleines Tier.

Vor langer Zeit hat sich eingenistet: Ein Bettchen hingestellt, ein Bild aufgehängt und für den Morgenkaffee einen Wasserkocher mitgebracht. Das kleine Tier verhält sich an den meisten Tagen friedlich. Wie gesagt, an den meisten, aber dann gibt es ja noch die anderen die, die übrig bleiben, wenn man die meisten abzieht.

Dann wirft sich das Tier auf den Boden, strampelt mit den Füßen, quengelt und wimmert, wie ein Dreijähriges in der Süßwarenecke vorm Kassenbereich des Supermarkts, manchmal agiert es auch präpubertär schmeißt mit Interiör und rennt köpfens zu Vorderst schwungvoll gegen Wände, boxt gegen Plexiglas.

Das Tier in mir – die Ungeduld!

 

Abwarten mein Crux. Was mir fehlt ist das Verständnis für den Sinn des Abwartens, aber auch der Grund ist mir meist ein Rätsel. So leide ich an den „tierisch-ungeduldigen“ Tagen dahin mit rätselhaften, grundlosem (Ab)Warten.

Das ungeduldige Warten bezieht sich nicht auf verspätete Züge oder Postzustellungen; auf Essen im Restaurant; Freunde, die mal zu spät dran sind, oder ähnliche tägliche Alltagswendungen. Meine Ungeduld bezieht sich auf Sachen, die diese Fragezeichen machen, und – ich gebs ja zu – so manches Mal auf auch vieles andere.

vorfreudig

November 18, 2009

Der Graf von Bro und ich treffen uns morgen, zu einem Umtrunk und ner Portion Pasta (bzw. einem Alternativlebensmittel, wir sind da ganz flexibel)…

 

Der Graf ist vor mir schon auf dem Boden rumgerobbt und durch Pfützen gestiefelt, wegen mir durch Büsche geklettert, auf Mauern gestiegen, in Heizungskeller gewandert und hat Dächer gestürmt. Und alles nur für das eine…

… das eine perfekte Foto! (z.B. von meiner Abschlusskollektion)

 

Ich bin schon ganz vorfreudig, denn nicht viele – nur manche – Menschen haben die warmer-Kakao-an-einem-kalten-Wintermorgen-und-das-ganz-ohne-Laktoseintoleranz-Eigenschaft nie einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Ich neige zu bitteren Nachgeschmäckern, zu Fragezeichen, Fehlinterpretationen, dem Sich-zu-viele-Gedanken-machen, sowie zum – und so sehr ich mich doch winde, komm ich nicht umhin es zuzugeben – Spießertum. Ich mag Häuser und Gärten an Seen oder auch in schicken Straßen, stricken und nähen, die Küchenfee zu spielen, meine Wohnung samt Dekoartikeln, Besteck und Porzelan, wenn auch ohne Blümchenmuster, adrette Formulierungen mag ich auch und auch die coole Eigenschaft des Kurzfassens liegt mir nicht.

Der Graf von Bro hingegen ist eine coole Sau.

 

Dieses Coole-Sau-Dasein scheint eine ansteckende Wirkung zu haben, denn plötzlich ist vom Spießertum nur übrig, dass man umsetzende Modedesignerin ist, die unter den roten Locken einen wilden Kopf hat, in dessen Gehirnwindungen die Ideen (nicht die Fragezeichen) in buntern Wägen Achterbahn fahren, der sich in absurden Details verliert und wieder findet; eine Haus(halts)aktivistin, die Küchenexplosionen veranstaltet samt passender Deko, Besteck und Porzelan… Und – schlupp – bin ich einen Abend lang eine verdammt coole Sau! Manchmal hälts auch länger an.

 

Im Sinne des Nicht-Kurzfassens bleibt noch eine Frage: Hat er diese Wirkung nur auf mich oder ist das ein generelles Phänomen?

neulich…

November 16, 2009

Ein charmanter Sockenpartygast bzw. eine Sockenpartygästin aus München bemühte sich ein ganzes Wochenende lang um die Vermeidung des Wortes „neulich„…

Neulich ist ein Comidienwort, das von der deutschen Komikerwelt dazu benutzt wird programmunflexibel sein zu können und nicht aus einem Gestern, ein Vorgestern, ein Letzte-Woche-Dienstag machen zu müssen, sondern sich in ein unverfängliches Neulich retten zu können. Und dieses Neulich kann gestern bis vor acht Monaten ja so ziemlich alles bedeuten.

Yvönnsche, die extra aus München angereiste Sockenpartygästin, vermied tapfer und mit viel Überlegung das Neulich. Das lag wohl daran, dass ihr Arbeitskollege (anbei schnell ein „hallo“, falls er das gerade liest, denn manchmal tut er das) neulich letzte Woche von der Omnipräsenz des „Neulichs“ und seiner Genervtheit darüber erzählte und so versucht sie ihn von nunan zumindest mit ihren Neulichs zu verschonen.

Daher für mehr Präzision in der Erzählung, Yvönnsches Arbeitskollegen und ein besseres Erinnerungsvermögen mehr Gesterns, letzte-Woche-Freitags, vor-ungefähr-drei-Wochens, am-17.06s und weniger Neulichs.

Musik liegt in der Luft

Oktober 30, 2009

30. Oktober…

Manchmal ist es doch so, dass man das Gefühl hat das Unglück der Welt läge allein auf den eigenen Schultern. Man weint und der Himmel tut es einem gleich.

Als mir bewusst wurde, dass heute der 30.Oktober ist, stand ich in der Küche vor einer Möhren-Ingwer-Kokossuppe und es traf mich wie eine saftige Ohrfeige. Den Kochlöffel langsam durch die orange Blubbermasse schiebend, gucke ich gen Himmel: Oktobersonnenschein.

Oktobersonnenschein und nicht das Gefühl, dass die Weltlast bei mir liegt. Oktobersonnenschein und das Gefühl, dass heute stimmungstechnisch alles möglich ist. Und um die Stimmung im oberen Bereich der Gefühlsskala zu halten, beschließe ich einen kleinen Stadtbummel zu wagen und ein bisschen nach Weihnachtsdekoideen (und ja, ich liebe Weihnachten) zu stöbern. Und vorm Dekorationsgeschäft dann ein echtes, hölzernes Klavier auf zwei Skateboards und daran eine dunkelhäutige Frau. Sie spielt – umringt von Menschen, die durch die Starßen hetzen – ein Lied das ich nicht kenne und mich doch fast zu Tränen rührt.

Seltsam, das Straßenmusik nie wirklich glücklich klingt…

der Multitasker der DDR

Oktober 24, 2009

Meine Lieblingsseite des heutigen Abendblattes ist natürlich Seite drei, wers gerade mal da hat kann nun schnell gucken gehen… Für alle anderen: Von Seite drei winkt heute in die Lesermenge ein Sandmännchen, oder besser gesagt das (!) Sandmännchen. Das Ossi-Sandmännchen!

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Das Sandmännchen ist Besitzer des Führerscheins aller Klassen, hat eine Kosmonautenausbildung (Kosmo-, nicht Atsronaut, da Ausbildungsland selbstredend Russland), den Segel- und Pilotenschein (in groß und klein), jegliche Kapitänspatente und ist in jeder Sportart ein Ass, ein Allroundtalent würde man im Neudeutschen sagen oder ein Multitasker, vielleicht. Der – im anglizismusfreiem Hochdeutsch – Alleskönner hat ohne Ausweispapiere sämtliche Länder passiert, bereist (im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute) und durfte auch die Rückreise wieder antreten. 

Zurück in die DDR also, wo ich auf einem grünen Cordsofa erfreut den Schlafsand erwartete um mir dann flink die Augen zuzuhalten und der Schlafsandwirkung zu entgehen. Vergebens, denn genau drei Sekunden vor der Schlafsandauflösung (dichter, näher kommender Pixelnebel weißer Teilchen), lukte ich stets zwischen meinen Fingern hervor und dann war sie da die unendlich große Müdigkeit.

 

Noch heute verfehlt der Schlafsand seine Wirkung nicht und so überlege ich nun für diese seltsamen Nächte, in denen man so erstaunlich munter ist und das auch noch wider Willen, eine Sandmännchen-DVD-Kollektion anzulegen. Am besten die Folgen mit Pittiplatsch, dann kann ich mich vorm Schlafsand noch über ein „Ach Moppi…“, freuen und sicherlich schlafen, wie ein Kind nach einem Freibadtag im Sommer.

Also, du Ossi-Sandmännchen alles Gute zum 50.Geburtstag!