Archiv für Juli 2010

der Feenfestaktionismus – Teil 4

Juli 30, 2010

Eine Rückblende und in Teil 4 alles über Schmetterlinge aus Folie, der Versuch sämtlicher Hamburger Copyshops mich in den Wahn zu treiben, ein ausschnippelndes Yvönnsche, Wucherpreise von Druckpatronen sowie Löcher in der Geldbörse, Besuche im Darth-Vader-Saturn und Beruhigung durch Eierlikör.

Auf meiner hundertpünktigen Auggabenliste stehen nur noch drei für mein Kostüm:

  • Schmetterlinge ausdrucken
  • Schmetterlinge ausschneiden
  • Schmetterlinge aufnähen

 

Das liest sich wenig, doch der Schein trügt. Nachdem ich bereits Folie – einmal durchsichtige und einmal Tatooklebefolie im Gesamtwert von knapp über 20 Euro – erstanden habe und dafür in den bösen Darth Vader Saturn (schwarze Rolltreppen mit dunkelblauem LED-Lichtstäben, ich fühl mich wie auf dem Todesstern und ich will ein Laserschwert, ein grünes bitte!) am Hamburger Hauptbahnhof eindringen musste, stelle ich fest, dass kein Copyshop im gesamten erreichbaren Hamburger Inland mir diese bedrucken will. Man druckt jetzt nur noch auf selbst (also Copyshop) gestellte Folien, nicht mitgebrachte, aus versicherungstechnischen Gründen. Der generelle Druck auf eine gestellte, nicht mitgebrachte, durchsichtige Folie kostet 3,90 Euro jede weitere 1,90 bei 10 Folien sind wir dann bei einer Summe von Wucher Komma Irgendwas und haben noch nicht mal die Tatoofolie bedruckt, also wird alles im Selbstdruckverfahren beprintet…

Wäre die Druckerpatrone nicht leer, wäre das auch eine günstige Angelegenheit; gäbe es die normalen Druckerpatronen für meinen Drucker noch, wäre es ebenfalls nicht wirklich teuer; aber es gibt sie nicht mehr nur noch riesige Familien-drucken-700-bunte-Einladungen-für-Kindergeburtstage-Druckerpatronen, die einmal in Bunt und einmal in Schwarz ein gigantisches Loch in meinen feiergebeutelten Finanzhaushalt reißen.

Aber wat mutt dat mutt und so schneidet Yvönnsche des Nächtens Abermillionen Schmetterlinge aus während ich durch die Lecktechnik herausfinde, welche Seite der durchsichtigen Folie die raue und somit bedruckbare ist, dazu gibt’s Eierlikör und prompt sind wir wieder bei Hannelore und Gisela. Der Spaß ist unser.

der Feenfestaktionismus – Teil 3

Juli 29, 2010

Eine Rückblende und in Teil 3 alles über das Runterkommen in schwedischen Möbelhäusern, kuriose Autobahnspiele mit noch kurioseren Sätzen fern der Autobahn, ein Nussdealer und die Entlockung des Geheimnisses um den Inhalt des Ringelstrumpfelfenköfferchen.

Schwedisches Möbelhaus, Ort des gediegenen Einkaufens, vorher flink zu mir soweit flink im Fastfeierabendverkehr möglich ist.

Nach dem Fastfeierabendverkehr bei mir Yvönnsche schmeißt den Minikoffer ab, der trotz Überreizung des Innenkoffervolumens immer noch nicht geborsten ist. Und endlich Befreiung der Kleider, klack-klack machen die Verschlüsse und die Klamottika drängen sich zurück in ihre Ursprungsform, ich hole Bügel und immer mehr Bügel. Dann wird ausgepackt und fast scheint es als wäre das Köfferchen ein Fass ohne Boden, ein bodenloses Kleiderfass. Acht Bügel füllen sich mit Dirndln (ist das die korrekte Mehrzahl?), 70er-Jahre-Blümchenkleidern, mittelblauen Festtagsroben aus Knisterseide und schlussendlich mit einen grasgrünen Tüllrock, einem fast tannengrünen Kleid zweilagig einmal in besticktem Organza sowie einer Filzhutmütze aus roten Blütenblättern und grünem Stiel, dazu gibt’s massig Strümpfe, Yvönnsches sind rot-weiß geringelt, wie sich das für eine anständige Ringelstrumpfelfe gehört.

Später nach einer weiteren Runde durch den Fastfeierabendverkehr bei IKEA spielen wir das Autospiel und bewerfen uns mit lustigen Sätzen, während wir auf adrettem Gartenmobiliar Herrn C. den Nussdealer erwarten.

  • Hamburger Heimchen werfen Zotteläffchen.“ (HH-WZ-287)
  • Hysterische Hinterwäldler singen Arien.“ (HH-SG-14)
  • Süße Elefantenkinder schaukeln nächtens.“ (SE-SN-56)
  • Cuxhavener Kennzeichen setzen die Latte etwas höher: „Chronisch unterkühlt Xaver sporadisch wachsende Bienenstöcke.“ (CUX-SWB-39)

 

Herr C. und das sollte man wissen hat seinen Beruf gewechselt und lächelt jetzt nun nicht mehr mit mir um die Wette, schon gar nicht im gleichen Betrieb, sondern püriert und zwar zumeist Nüsse. Oft bleibt die ein oder andere unpüriert und viele der Unpürierten wandern nun zu den schwedischen Kompottschälchen, die ich sen-artig glücklich und ohne Suchen gar Irren im Kreise von Herrn C. und der Ringelstumpfelfe kaufte, in das Moritzauto.

 …

Dann geht die Reise weiter und ich stelle fest, dass ich Urlaub habe und Yvönnsche auch, der Fahrtwind weht uns um die Nasenspitzen, das Wetter ist genau richtig und wir sind auch, alles ist schaffbar, es entstehen gar Lücken in Abhacklisten.

Wir essen eine Portion Sushi.

der Feenfestaktionismus – Teil 2

Juli 28, 2010

Eine Rückblende und in Teil 2 sind wir erschlagen von Erledigungen und nimmer endenden Aufgabenlisten, außerdem in einem Riesenkonsum und das bei meiner Abneigung gegen Riesenkonsume

Irgendwann läutet das imaginäre Arbeitsglöckchen und wir – die Ringelstrumpfelfe Yvönnsche und ich – bespringen das Miniauto, das den Vormittag sehnsüchtig wartend in der Tiefgarage meines Arbeitgebers gewartet hat.

Zu Hause hängt die Aufgabenliste, eine immens lange Aufgabenliste, die sich über so viele Minizettel verbreitet, dass ich all jene an den Glaseinsatz meiner Wohnzimmertür geklebt habe. Unterpunkt vierundsiebzig (und ja ein gewisser Hang zur Übertreibung besteht) besagt in schöner Schreibschrift „zum Superkosum fahren“.

Superkonsum, weil’s im Superkonsum schlicht alles gibt und auch nicht besonders teuer, was eine Lüge ist und ich weiß das, aber ich fahre trotzdem.

Der Superkonsum mit dem blauen M und ich pflegen nur so lange eine friedlich Coexistenz, so lange ich nicht in die Nähe oder gar in den Superkonsum muss. Sobald Yvönnsche lässig ihre Ich-darf-hier-rein-Karte aus ihrem Monsterhandtaschenblatt gekramt hat steigt bei mir die Angespanntheit, Gänge über die ich mitnichten drüber gucken kann, Maisdosen in der Größe von Dreijährigen, alles ist im Slalom aufgebaut nur ohne Fähnchen, ich fühle mich wie in dieser Geschichte mit der Bohnenranke und dem Jungen und dem Riesen, nur dass ich nirgends rauf klettern musste und auch kein Junge, dafür aber im Konsum der ausgefallenen Größen.

Die Ringelstrumpfelfe behält die Ruhe und den Durchblick findet alles und auch noch schnell, obwohl alles mal wieder unwahr ist, denn alles gibt es nicht insbesondere nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Meine Anspannung wächst, ich beschließe, dass wir noch mal zu IKEA müssen, was dem Zeitkontingent nicht hilfreich ist, imaginär klebe ich ein Zusatzzettelchen an meine Glasscheibe, wir verlassen die METRO und ich habe das Gefühl, das ich Urlaub bräuchte…

der Feenfestaktionismus – Teil 1

Juli 27, 2010

Eine Rückblende und in Teil 1 alles über optionell explodierende, akribisch gepackte Koffer, Ankünfte von Ringelstrumpfhelfselfen und Monsterblätter.

Yvönnsche kommt vollkommen selbstständig mit leichter Unterstützung der Lufthansa. Sie kommt so früh, dass ich noch arbeiten muss und das obwohl die Hälfte meines Tages Freizeit ist, Plan- und Vorbereitungsfreizeit, aber Freizeit.

Trotz vielen Bittens und Bettelns ließ sich die Lufthansa nicht erweichen Yvönnsche über meiner Arbeitsstelle abzuseilen und so bahnt sich Yvönnsche ihren Weg durchs Hamburger Innenstadt-Niemandsland, ihr Handy dient als Navi und ich bin die Gabi, die versucht etwas Licht in die hundert Ausgänge des Haltestelle Jungfernstieg zu bringen und auch sonst in Sachen akustische Wegbegleitung eine gute Figur zu machen. Wenig später mit null Mal Verlaufen trudelt sie ein. Der energische Gang (ala „ich bin bereit! tausend Dinge sind noch zu tun? dann tue ich eben tausendundeine!!!„) durch die kryptisch-launisch-langsamen Glasdrehtüren etwas ausgebremst, landet sie etwas müde, aber doch typisch Yvönnsche strahlend gut gelaunt circa drei Stunden nach Eincheckzeit am Münchner Flughafen in der firmeninternen Empfangshalle. Sie zieht ein Schrumpfköfferchen und unter ihrem linken Arm hängt ein grünes Monsterblatt aus Filz, das mindestens noch mal das Fassungsvermögen des Schrumpfköfferchens aufweist. Die Party wirft ihr Schatten voraus.

Ich sortiere die Post – was zu meinen heutigen morgendlichen Aufgaben gehört – Yvönnsche trinkt Kaffee und erzählt. Sie ist mir in Sachen Wachheit circa drei Stunden voraus. Ich denke schmunzelnd an den Koffer, der wie ich nach ihrem gestrigen Anruf und der Information „Ich dachte, ich nehme noch ein-zwei Kostüme mit, falls jemand unverkleidet kommt und zufällig meine Konfektionsgröße hat…“ (zuzüglich ihres eigenen, denn sie geht als grünbekleidete Ringelstrumpfelfe mit Blütenhut) weiß, circa vier bis vierundvierzig weitere Kostüme beherbergt und stelle mir vor, dass die gerollten, verzwirbelten, eingezwängten Kleidungs- und Verkleidungsbündel gerade die Hartschale des Koffers sprengen und der Koffer mit einem lauten Knall in unserem Gepäckaufbewahrungsraum explodiert.

 …

Das tut der mit Akribie gepackte Koffer aber nicht.

101mal Privatsache

Juli 20, 2010
  • 1. auf meinem rechten Oberarm befinden sich zwei Pigmentstörungen in so braun, wie ich gerne wäre
  • 2. die sehen aus wie Inselchen
  • 3. irgendwann sagte meine Mutter mal zu mir, wenn ich eine Insel fände, die so aussähe, dürfe ich sie behalten
  • 4. darauf hoffe ich heute noch
  • 5. des Weiteren bin ich ein Bleichgesicht
  • 6. ich kann sturem Sonnenbaden nichts abgewinnen
  • 7. es sei denn ich bin an der Ostsee
  • 8. ich liebe Wind
  • 9. und ich habe keine Frisur, die sich daran stören würde
  • 10.  Thema Haare, ich liebe, liebe, liebe meine Haare
  • 11.  und sollte sie öfter offen tragen
  • 12.  und ich liebe den Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee
  • 13.  trinke aber keinen
  • 14.  auch keinen Früchtetee und nur selten Heißgetränke
  • 15.  dafür reagiert mein Körper auf Koffein und Kohlensäure wie Normalmenschenkörper auf Wodka
  • 16.  hört daher öfter „gebt ihr keine Cola, KEINE COLA
  • 17.  war noch nie betrunken bis zum Spucken
  • 18.  und findet die Vorstellung auch nicht besonders reizvoll
  • 19.  ich kann alle in meiner Wohnung befindlichen Möbel selbst auf und abbauen
  • 20.  das liegt daran, dass ich schon 22 mal umgezogen bin
  • 21.  dementsprechend hab ich wenig Schickedöhns
  • 22.  aber ich arbeite dran
  • 23.  zu den Dingen, von denen ich mich schwer trennen kann gehören Briefe
  • 24.  ich habe viele Briefe und Postkarten
  • 25.  und ärgere mich, dass ich so viele tolle E-Mails nicht ausgedruckt habe
  • 26.  ich kann mich gut ärgern
  • 27.  vor allem über mich selbst
  • 28.  achteinhalb Jahre war ich auf einem Internat in Mittelhessen
  • 29.  freiwillig
  • 30.  und es war eine grandiose Zeit
  • 31.  nach zwei Schnaps Cola beginnen die Hälfte aller Geschichten mit „damals im Internat
  • 32.  „damals im Internat“ ist eine Internatskinderkrankheit
  • 33.  auch sonst erzähle ich gerne Geschichten
  • 34.  manchmal sogar geschichtliche
  • 35.  ich hatte Geschichtsleistungskurs
  • 36.  habe fast jede Geschichtsdokumentation schon zweimal gesehen
  • 37.  und ich finde es schlimm, dass unheimlich viele Leute die Statue, die im St.-Pauli-Park steht, für Störtebecker halten
  • 38.  BISMARCK, es ist Bismarck (aber das nur so anbei)
  • 39.  ich mag Gerüche
  • 40.  außer den von Fenchel
  • 41.  das liegt aber am Fenchel, denn Fenchel mag ich nicht
  • 42.  und ich frage mich, wie ich meine Kinder groß kriegen soll, wenn ich ihnen noch nicht mal Fencheltee einverleiben kann
  • 43.  für meine Kinder habe ich noch keine Namen
  • 44.  welche mit Bindestrich sind aber ausgeschlossen und Vanessa auch
  • 45.  mein Hund hingegen hieße Herr Montag
  • 46.  wenn es ein Weibchen wäre auch, mit Vornamen Herr und nachnamentlich Montag
  • 47.  Herr Montag wäre ein Mops
  • 48.  was unwahr ist, denn Herr Montag wäre eine französische Bulldogge,
  • 49.  die heißen bei mir bloß Mops
  • 50.  meine Mehrzahl für Mops ist Mopshunde
  • 51.  meine Lieblingsmehrzahl für Status ist Stati, ebenso ist es mit Globi (von Globus)
  • 52.  ich habe einen Hang zu langen komplizierten Sätzen und seltsamen Worten
  • 53.  ich mag es anders zu klingen
  • 54.  (Themensprung) Konrad war mein Babysittkind
  • 55.  und Konrad und ich gingen stets zum Konsum und kauften ein Brötchen, wenn wir nichts zu tun hatten
  • 56.  als Konrad erfuhr, dass der Konsum eigentlich der Pennymarkt war, war er zutiefst erstürzt (wer nicht)
  • 57.  aber das hat ihn nicht dran gehindert weiterhin mit mir im Konsum Brötchen kaufen zu gehen
  • 58.  demnächst sollten in meinem Freundeskreis viele Babys geboren werden
  • 59.  ich wäre eine tolle Tante,
  • 60.  weil ich meist Seifenblasen in der Handtasche habe
  • 61.  und vor allem weil jedes Kind eine verstrahlte Tante braucht um einen richtigen Blick aufs Normalsein zu erhaschen,
  • 62.  außerdem mag ich Kinderfüße
  • 63.  und wie Kinder riechen
  • 64.  am treffensten ist die Beschreibung aus das Parfüm, das Kinder wie Karamell riechen
  • 65.  ich liebe Karamell(soße)
  • 66.  und ich weiß dass der Kinderkramellgeruch ein Trick der Natur ist ebenso wie die großen Augen
  • 67.  meine Augen sind graublau
  • 68.  und ich habe keine Schlupflider
  • 69.  das sagte die Drogerieverkäuferin neulich und ich freute mich sehr
  • 70.  ansonsten mag ich keine Drogerien,
  • 71.  weil es dort immer so überpafümiert ist
  • 72.  und die Verkäuferinnen einen mit dem Gesichtsausdruck „Du glaubst doch nicht, dass du hier so rein kommst…“ ansehen
  • Unterpunkt 72a. lernen die diesen Blick in der Ausbildung?
  • 73.  wenn ich reich wäre, ist einer meiner begehrten Satzanfänge, wenn ich gerade nichts anderes zu denken habe
  • 74.  meist habe ich das aber
  • 75.  aber wenn ich reich wäre, würde ich mir alle meine Kleidungsstücke anfertigen lassen, nach meinem eigenen Design
  • 76.  in meinen drei Jahren mit Konrad studierte ich Modedesign
  • 77.  um das heute zu beschreiben sage ich „in einem anderen Leben war ich mal Modedesignerin
  • 78.  und das stimmt, denn es stand in meinem ersten Arbeitsvertrag so drin
  • 79.  auch wenn das wohl übertrieben ist
  • 80.  hauptsächlich habe ich in dieser Zeit gebügelt, Etiketten gedruckt, Schnitte gemacht und einen mehr oder minder guten Eindruck
  • 81.  so hatte ich mir das nicht vorgestellt
  • 82.  wenn ich eine Zeitmaschine hätte würde ich einiges anders machen
  • Unterpunkt 82. a) und ich kann Leute, die rückblickend sagen, sie hätten nichts anders gemacht, nicht ausstehen
  • 83.  obwohl ich nicht unglücklich bin
  • 84.  ich habe nur manchmal den Eindruck, ich spiele Partypoker mit meinem Talent
  • 85.  und verliere dabei meine Kreativität
  • 86.  Kreativitätsverlust meine wohl größte Angst
  • 87.  ansonsten wäre ich gerne mutiger
  • 88.  nicht in Mutprobendingen
  • 89.  denn in Sachen Mutproben bin ich zum Beispiel schon Bungee gejumpt an der Elbe und zwar mit Kopfeintauchen
  • 90.  das war letzten Sommer
  • 91.  „und nun zum Wetter“ ist eine tolle Überleitung, wenn man unauffällig das Gesprächsthema wechseln will
  • 92.  …und nun zum Wetter: Ich mag Sommerwetter, aber lieber ist mir Jäckchenwetter.
  • 93.  Jäckchenwetter ist das Wetter, wenn man noch ein kleines Jäckchen überziehen kann (ein Strickjäckchen beispielsweise)
  • 94.  Jäckchenwetter ist eines der Worte, die gerne von meinem Freundeskreis ausgeliehen werden
  • 95.  ich möchte mir gerne ein Jäckchen nähen aus der Bettdecke meiner Uroma
  • 96.  die ist dunkelgrün mit beigen Blümchen
  • 97.  meine Uroma hieß Hertha, ihr Nachname begann ebenfalls mit H
  • 98.  die Geburtsinitialen meiner Mutter sind DD
  • 99.  auch ich bin eine geborene D (im Nachnamen)
  • 100. und vielleicht hätte ich den gerne zurück
  • 101. denn von den Ds gibt es nur vier Familien in Deutschland

Wie ein Stöckchen zu empfinden, gesehen und stibitzt beim Suppenblau.

der verlorene Kampf um die Liebe – Teil 34

Juli 19, 2010

Freitag und es läuft wie Brötchenschmieren mit lauwarmer Butter.

Ein bisschen Nervosität guckt ab und zu um die Ecke, ich bereite das Tagesgeschehen für Montag vor und das Tagesgeschehen von Freitag nach, ich sortiere einen Schrank, sortieren liegt mir, die Nervosität sitzt auf dem Empfangstresen, schlenkert mit den Beinen und guckt mir beim Sortieren zu, ich ignoriere sie und sortiere noch eine Schublade.

Mein Telefon klingelt, es ist kurz vor, kurz vor Feierabend, er ist gleich da, die Nervosität zieht mich am Ohr.

Gleich ist zehn Minuten später. Zehn Minuten später und Feierabend, „Süße“ nennt er mich, ich weiß nicht, was ich von Süße halten soll, Mädchen wäre mir lieber, aber Mädchen im Sinne von mein Mädchen ist lang her und so bleibt Süße, nicht immer aber gelegentlich. Ich glaub, es ist ihm nicht bewusst. Ich sage nichts.

Wir landen im Portugiesenviertel, es riecht nach Urlaub und Fisch auf Tellern mit Rosmarinkartoffeln. Ich gucke fremden Menschen auf die Teller, weil ich so besser entscheiden kann, was ich möchte und was nicht, am liebsten möchte ich ein Restaurant weiter, weil es dort Sachen aus Tontöpfen gibt und Sachen auf Tontöpfen finde ich sehr verlockend. Weil er mich kennt oder meine Vorliebe für Tontöpfe fragt er mich, ob wir nicht ein Restaurant weiter gehen und so landen bei einem Portgiesen mit mäßig überzeugender Inneneinrichtung und Tontöpfen auf der Speisekarte.

Beinahe nehme ich nichts aus dem Tontopf, sondern Rindfleisch zwecks meiner Vorliebe für Rindfleisch und entscheide mich dann doch für Scampies und Tentakel mit Tomatentunke im Tontopf. Es schmeckt wie Urlaub, sein Fischteller auch.

rohes Steak, montägliche Dekadenz und die Frage aller Fragen

Juli 15, 2010

Dieser Montag ist voller Dekadenz, ich lasse kochen, ich lasse mich bekochen und nicht mit schnöden Putengeschnetzeltem, nichts gegen Putengeschnetzeltes, aber ich kann den ganzen Geflügelhype kaum nachvollziehen, ich lasse mich bekochen mit feinstem Rinderfleisch, Risotto und einem Alternativpesto aus Thymian und Erbsen.

Jammi kocht für die Karte, für die neue Karte des Hotels, in dem sie arbeitet und dessen Küchenbelegschaft vor Kurzem in allen wichtigen Positionen gewechselt hat, daher ist jetzt alles neu und besser und anders und mit Bergpfirsichen.

Ich hab mich eingeladen.

Ich hab mich eingeladen, denn es gibt Fleisch und dieses ist blutig, denn wir (Jammi und ich) mögen unser Fleisch gern britisch roh, von der Flamme geküsst.

Ich habe mich eingeladen, denn das Zeitkontingent ist erschöpft, uns rennt die Zeit davon, was mit Fleisch nichts zu tun hat, sondern mit Samstag. Unser Samstag, unser großer Partysamstag. In der Küche klappern die Töpfe, im Wohnzimmer surrt die Nähmaschine. Wir sind zu dritt, was weder mit Fleisch noch mit Partyoutfits für Mottopartys zu tun hat, vielleicht aber mit Zeitkontingent. Ihr Freund ist da.

Charmanter, junger Mann, der genau weiß was er will und gerade will er mich und das in ihrem Schlafzimmer, zumindest wird mir das pantomimisch angedeutet. Er kramt in seiner Tasche, verschwindet fast in ihr, immer ein waches Ohr auf das Küchengeklapper und als er aus der Tasche zurück ist, hält er – stolz wie Oskar – ein Schächtelchen empor. Mir wird fast schlecht.

Klack“ und schon öffnet sich die verdächtig aussehende Schachtel und was ich ahnte wird Gewissheit. Zwei Ringe in Silber, einer mit Stein, dazwischen ein rotes Ministoffherz, mir ist schlecht.

Du bist die erste die es weiß…“, flüstert er. Ich lächele gequält, unterdrücke einen Brechreiz. „Jetzt freu dich doch für sie.“, murmelt mein Kopf mir ins Gewissen und weil ich weiter nichts zu tun weiß, lächle ich einfach weiter mein vollkommen unentspanntes Ratloslächeln. Vielleicht bin ich schlicht ein gehässiges Miststück, vielleicht auch nur die Quotenpessimistin, vielleicht bin ich einfach anders.

Seit März, vielleicht auch Februar sind sie zusammen, diesen Februar oder März und sicher es ist Liebe, auch die große, aber ist es das in den ersten Wochen oder Monaten nicht immer?

Das Steak kommt, es ist sehr britisch und sehr lecker. Bergpfirsiche sind glorreich auch kalt auf warmen Risotto. In dem Pesto möchte ich baden, aber die Schüssel ist zu klein, die Pestomenge wahrscheinlich minimal wenig. Jammi macht ein Foto für den Küchenchef und ich hoffe, dass es mein Steak auf die Karte schafft, die neue Karte des Hotels, in dem sie arbeitet und dessen Küchenbelegschaft vor Kurzem in allen wichtigen Positionen gewechselt hat…

gestrandetes Walross der Verschmähung

Juli 12, 2010

Ich bin stet mit meinen Gefühlen, Gedanken, Empfindungen und Ansichten, ich habe keinen Funken Spontaneität und kann Veränderungen nicht viel abgewinnen. Das ist hoffentlich übertrieben, aber in einer Zeit, in der nach einem Wimpernschlag alles anders sein kann, fühle ich mich wie ein gestrandetes Walross ohne Greenpeace in der Nähe.

Ich wünschte wirklich es gäbe einen Laden, der neben Mut und situellem Gelegenheitsoptimismus innerköpfische Freiheit führt.

Ich rieche Veränderung, ebenso wie ich Meer rieche, wenn ich noch hunderte von Kilometern entfernt bin. Es ist mehr so ein Gefühl, so ein Kribbeln im Bauch, aber kein Brausepulveraufregeungserregungsfreudekribbeln (in Bezug auf Meer ein Ui-ui-das-Meer-Gefühl), ein anderes Kribbeln – ein Dunklevorahnungskribbeln.

Dunklevorahnungskribbeleien, Veränderungspanik und mein Kopf spinnt wirre Gedanken aus abstrusen Pseudokonflikten, kein Platz für „es ist wie es ist“ und „ruhig Brauner“, dann höre ich in Telefonaten Dinge, die so nicht gesagt werden, und lese in elektronischen Briefen tiefgründige Verschmähung in lapidaren Beispielsätzen.

Verschmähung, mein persönlicher Horror. Dann sitzt ein freches Alterego auf meiner Schulter und brüllt in mein Ohr: „Er mag dich nicht, sie mag dich nicht, es mag dich nicht, niemand mag dich.“ Ich weiß woher das kommt, ich weiß sogar von wem das kommt, aber das oder das zu erzählen ändert es nicht. Ich fühle mich abhängig vom Gemochtwerden, wobei dann fast egal ist, wer mich mag, weil dann nur die Person zählt, die es gerade nicht tut oder nicht so wie ich mir das vorstelle. Ich fühle mich wie eine Zwölfjährige gefangen in dem Körper eines Walrosses.

Gemochtwerdenwollen ist so Mädchen…

Und Verschmähung ist meist nur Einbildung, im Gegensatz zu meinem Mukschsein. Mein Mukschsein ist echt und selbst, wenn ich mich noch so sehr bemüh, die trüben Verschmähungsgedanken tauchen in Kleinsteilen wieder auf, manchmal auch größer und mit ihnen mein Mukschssein.

Das ist mein Walrosssein.

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 33

Juli 8, 2010

Es ist Montag und ich bin wieder stark erstaunt über die verschiedenen Arten von Übelkeit, die mein Körper verursachen kann.

Es ist Montag, gestern war Sonntag, sein Sonntag, sein Geburtstagssonntag. Und weil dieser Sonntag sein Geburtstagssonntag ist, rufe ich an und erfahre, dass er in Berlin ist und nur wenig später, dass es dann weiter geht nach Hamburg.

Hamburg“, klingelt es zwischen meinen Ohren wieder und meines Wissens gibt es nur ein Hamburg, nämlich mein Hamburg. Und während ich in meinem Hirn nach anderen Hamburgs google, verpasse ich fast die Info, dass er hier – in meinem Hamburg – Vorstellungsgespräche hat.

Vorstellungsgespräche in Hamburg.

Hamburg im Sommer ist das schönste Hamburg, die Leute gehen einen Schritt langsamer, der Wind macht die Luft erträglich und wenn nicht bietet die Masse an Wasser und Wassernähe doch zumindest die Möglichkeit, die Beine reinzustrecken, Schatten unter Laubblattdächern, draußen sitzen und Fritz Melonenbrause schlürfen. Hamburg im Sommer ist wie fast jede Stadt im Sommer eine Schokoladenseitenstadt, im Urlaub eh.

Er kennt nur mein Urlaubsschokoladenseitensommerhamburg samt rosa Brille und mich.

Montag, wir sind verabredet und tausend mögliche Übelkeitsarten begleiten mich. Die Stationen der Haltestellen ziehen sich als wenn ich mit der novosibirksischen Eisenbahn durch sibirische Weiten fahren, ich lese mich durch die Beigabe der Süddeutschen und weiß nun alles über Wildfisch, Ziehfisch, Zuchtfisch, aber auf jeden Fall Speisefisch, ich fühle mich nur begrenzt umwerfend und nur sehr begrenzt zauberhaft. Ich fühle mich wie man sich nach neun Stunden Arbeit eben fühlt und das mit semiüberzeugender Aura.

Die semiüberzeugende Aura und ich sind sprachlos und sprachlos sind wir wirklich selten.

Zwischen Steak und Creme Brulee erfahre ich, dass die Vorstellungsgespräche gut gelaufen sind und zwar so gut gelaufen, dass er nächste Woche wieder kommt zum Probearbeiten und Zweitgesprächen, auch eine weitere Erstvorstellung könnte anstehen. Mein Löffel klappert auf die Zuckerkruste, ich überlege, ob ich die Frage stelle und stelle sie nicht…

kein Liebesbrief

Juli 2, 2010

Es gibt Menschen, die so von Bedeutung für mich sind, dass ich denke, ich könnte nie und nimmer auf sie verzichten, dass mich der Schmerz zerreißen wird und nichts da bleibt außer leere Existenz in täglicher Funktionalität, wen sie gehen. Und dann gehen sie, weil das Leben sich ändert, die Welt sich dreht, plötzlich alles anders ist oder auch nicht und man fühlt sich obwohl nicht allein, so allein, wie man sich als Mensch unter Massen fühlen kann…

Und wenn ich sehe, wer so in meinem Leben ist, wer ging, wer wiederkam, muss ich sagen, dass ich anders getippt hätte.

Pling“ macht das fruchtcomputerintegrierte E-Mailprogamm und verkündet kühn, dass ich Post hätte, im Stalkersocialnetworking. HB schreibt. HB von HB und MF, die in der zehnten das Zimmer teilten, und über die ich hier schrieb, was fast keiner las außer der Zimtäpfelin und HB selbst (was ich nicht wusste), vielleicht weil der Text zu lang war, vielleicht weil Fußball war.

Erinnerungen sind ein komische Gestalten, erinnern sich zwei Menschen an eine Sache, erinnern sie doch nie das Gleiche.

Ich erinner MF, denn als MFs Welt sich weiter drehte, blieb meine für sieben Augenblicke stehen und was blieb – manifestiert in den sieben Augenblicken der still stehenden, eigenen Welt – sind dutzende Erinnerungen. Meine Erinnerungen, subjektive Erinnerungen, Ich-Ich-Erinnerungen, denn ich mag bezweifeln, dass er sich auch nur an die Hälfte (meiner Erinnerungsmasse als Ganzes betrachtet) erinnert, was mit Bedeutung zu tun hat, seine Bedeutung für mich und meine Bedeutung für ihn.

HB erinnert sich an mich.

Ich erinnere HB. Nicht wie MF, aber ich erinnere mich und er blieb. Nicht immer, nicht zu Anlässen, nicht in regelmäßigen Abständen, aber er blieb.

Ich lese mich durch massenhaft Zeilen, nachts um vier verfasst, morgens halb sieben gelesen. Massenhaft Zeilen, die mir sagen, dass meine Erinnerungen lückenhaft sind oder ausschmückend, aber das meine subjektiven lückenhaft-ausschmückenden Erinnerungen schöne Geschichten schreiben. Und noch viel mehr Zeilen, die mir sagen, dass ich nicht hadern soll mit dem Leben und mit dem Glück, den Träumen, der Liebe, denn er weiß aus mir wird mal was und das wusste er schon damals (als er ja bekanntlich wenig wusste (Zitat)), ich würde etwas Bedeutsames schaffen.