Bis zur Tür des Roschs ist uns warm, warmgetanzt – drei Stunden schön abgehottet. Vor der Tür steht Eddi in etwas, was wohl als Türsteher-Exkimoalternativanzug zu deuten ist, und vor der Tür ist Winter.
Es liegt kein Schnee, der Himmel ist sternenklar (vermute ich, denn durch die Kiezbeleuchtung ist das eher eine Ahnung als eine Gewissheit), den Hamburger Winter macht der Hamburger Winterwind aus. Und der Hamburger Winterwind ist ein Biest. Ich hake Timo unter oder er mich, wir lachen über das Gedicht mit den drei dicken Winter-Spatzen und weil jeder der mittlere sein will, Wetter ist eine Sache, die man nicht ändern kann, unsere Zähne werden kalt. Wir wechseln zu Schmunzeln (der Zähne wegen). Es sind nur 300m Fußweg bis zur Bahn. Durch meine Thermoleggings kriege ich Eisbeine, Gegenwind, ich wünsche mir eine Sturmhaube, aber es herrscht ja Vermummungsverbot, da sind die auf St. Pauli besonders streng.
In der U-Bahn treffen wir zwei Zugezogene, sprechen über Moin, „da nicht für“, den Hamburger Winter und machen Werbung für diese wundervolle Stadt mit dem grausamen Winterwind.
Lübecker Straße muss Timo raus, die Zugezogenen Hamburger Straße; längst habe ich beschlossen ein Taxi für den Restweg von der Bahn nach Hause zu nehmen. Aber es ist keins da. Sch*** aufs Vermummungsgesetzt, ich stell den Kragen hoch und wickle meinen Schal möglichst luftdicht um Hals und Gesicht. 20 Minuten Fußweg. Ich summe. Wetter ist eine Sache, die man nicht ändern kann.
Bei der Treppenhausbewältigung fühlen sich meine Oberschenkel wie Glas an. Knisterkälte. Geschafft! Vier Uhr, ich dusche die Kälte weg. Ich dusche so lange, bis ich aussehe wie eine Rosine, die letzte Tagesüberwindung: Die Dusche zu verlassen. Irgendwie klappt das auch, einen Handtuchturban tragend klettere ich in meine Kissenberge und werde Sonntag Mittag von strahlender Wintersonne geweckt – toller Tag.