Archiv für Januar 20, 2010

der verlorene Kampf um die Liebe – Teil 30

Januar 20, 2010

Beim Aufräumen gestern, fand ich in der roten Blechkiste, auf der ein Post-It „Erinnerungen“ verkündet, eine Erinnerung, mit der ich nicht gerechnet habe…

In dieser Kiste, in die ich fast nie reinschaue, befinden sich Erinnerungen, die anders sind als Briefe oder Fotos – Dinge, Kleinigkeiten, Sachen, Schönigkeiten beispielsweise. In einer Plastikschraubensortierhilfe aus dem Baumarkt fand ich neben einigen hellblauen, fröhlichen Freizeitnilpferden sozusagen einer halben Kollektion einer Überraschungseiserie, einen blonden Ziegenbart von einem meiner schwarzen Zopfgummis mehrfach umwickelt.

Ich habe eine Abneigung gegen Bärte, die die cool wirkende Dreitageslänge überschritten haben. Bärte sind eine Gesichtszier, in denen ich weder Zier noch Schmuck noch Nutzen erkennen kann, sie pieken beim Küssen und kitzeln an der Nase – Eigenschaften, die selbst der isolierende Effekt eines Bartes z.B. im Winter meines Erachtens nicht wett macht. 

Er hatte einen Bart, den er liebte und zu dem ich versuchte mich nicht zu äußern.

Es war Dezember 2008 und er mit einer Erkältung behaftet. Ich schlief auf dem Sofa zwecks der Vermeidung einer Ansteckung. Trotzdem der Versuch des Krankheitsaustrickens schlug fehl, die Grippe streckte mich schon in der ersten Nacht nieder und so kletterte ich gebeutelt von (Glieder)Schmerz und dem Gefühl, mich nie wieder richtig bewegen zu können in sein Bett. Er half mir ins Bett, deckte mich doppelt zu, ging Tee machen und ne Wärmflasche aufsetzen, brachte mir Schmerztabletten, hielt meine Hand während ich einschlief, passte schlicht vorzüglich auf mich auf. Als wir am nächsten Tag schon etwas weniger leidend zusammen auf dem Sofa tranken, den gläsernen Wohnzimmertisch voll mit „Heilmitteln“, Tee, Wasser und anderen Getränken, nahm er plötzlich die Schere, schnitt sich den Bart ab, umwickelte diesen mit einem meiner Zopfgummis, legte ihn zu den Arzneien auf den Glastisch, ging ins Bad, rasierte sich und kam wieder.

Entgegen meines Naturells kommentierte ich dies nicht, ich lächelte nur, er erwiderte das und äußerte – allerdings erst eine halbe Stunde später – grinsend: „Dir ist schon bewusst, dass ich das wegen dir gemacht habe…