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Gespräche mit S-Bahn-Fremden

Februar 21, 2012

Das augenblickliche Leben so anstrengend schön, dass ich mit jedem Wimpernschlag befürchte es könnte enden, dass das wohngemeinschaftliche Inselleben aufhört und nichts bleibt außer galaktischer Verpuffung und Vermissen.

Es ist eine skurrile Welt, in der ich aktuell lebe. So skurril, dass ich fast lieber wildfremden Menschen in der S-Bahn davon erzählen mag, als Menschen, die mir nahe stehen. S-Bahn-Menschen haben den Vorteil, dass sie nicht wissen, wer ich bin und ob das was ich tue vernünftig ist, klug, logisch oder all das eben nicht. Es entstehen keine Sorgenfalten zwischen den Augenbrauen, während sie sagen, dass sie sich freuen und so lange es sich gut anfühlt, auch alles gut ist. S-Bahn-Menschen lächeln einfach, meistens weil sie mich irre finden. Denke ich zumindest, denn ich rede nicht mit wildfremden Menschen in der S-Bahn.

Würde ich mit wildfremden Menschen in der S-Bahn sprechen, würde ich Ihnen von Erdbeeren erzählen und Tulpen, von „I know it’s tuna, but is this chicken?“, Stolzaugen, von frischem Thai-Curry, von Wegbeschreibungen und telefonischen Rettungsangeboten, von meinem Leihwagen, von zauberhaften Kurzmittelungen und morgendlichen Anrufen, von der Faszination des Gossenfernsehens, frischen Brötchen und Rückenkraulen.

Und ich würde ihnen erzählen, dass ich nicht verliebt bin, nur gerne hier.