Archive for the ‘die Liebe und die Fragezeichen’ category

das besondere Geschenk

Juli 12, 2014

Leben ist das was passiert während man andere Pläne macht. Oder wie ich Nils kennen lernte.

 

Eine Liebesgeschichte: Am 30. April bekam ich kurz vor Mitternacht einen schaurig schönen Schlager gesungen. Schmiddie hatte den gedichtet und meine 20 Geburtstagsgäste sangen aus vollen Kehlen mitten auf der Osterstraße von einem Mann, der kommen könnte, denn ich sei ja jetzt bereit. Und wie er denn so sein müsste, sangen sie auch:

 

„Quirliges Mädchen ganz allein“

 

Das quirlige Mädchen steht vorm Restaurant und weint und lacht vor Rührung.

Nicht ganz eine Woche vorher am 26. April war ich mit Frank und einem Eimer voll Buttercreme essen. Frank ist mein Standartessengehbegleitungsfreund, denn mit Frank kann man sich ganz fabelhaft Lebensmittel teilen. Die Buttercreme gehört nicht zwingend zum Standart, sondern war für Mutti, denn sie meinte zwei Kilo Buttercreme (wobei es keine echte Buttercreme war, sondern Pflanzencreme, die nicht in die Kühlung muss) wären ‚good to have‘. Kurz vor Geburtstagen fragt man besser nicht. Auf dem Rückweg vom Wattkorn kommen wir durch geschickte Umleitung Richtung Kiez zur Buttercremeabgabe an meiner Wohnung vorbei. Auf dem Kiez…

 

„…sucht nach großen, breiten Schultern,

so um die 30 soll er sein,

der Typ von dem sie ständig träumt.“

 

Frank und ich stehen im Innenhof zwischen den drei Life-Band-Bars und diskutieren die Getränkewahl, Frank verschwindet zum Bierholen nach rechts, ich für ne Fritz Melonenbrause ins Draft House. Es ist eng, irgendsoein Brückentagswochenende, ich werde angeschubst: „Entschuldige.“ „Kein Ding ich bin Hamburgerin (na ja Zugezogene), ich kenn das.“ „Darf ich dich auf ein Getränk einladen?“

Darf er – Mike. Mike kann viel reden und redet in einer Geschwindigkeit, dass ich weiß, warum die Leute manchmal Schwierigkeiten haben, sich mit mir zu unterhalten. Frank kommt ins Draft House, Mike wird später sagen, dass er sich fühlte wie das personifizierte Zonkgeräusch. Frank und Mike unterhalten sich über Autos (Frank macht nämlich in Autos), Skandinavien und Neuseeland, ich war noch nie in Neuseeland, langweile mich ein wenig, wiege mich in der Musik und trinke Melonenbrause. Ich mag Melonenbrause.

Eine Blondine interessiert sich für Frank. Mike und ich setzen uns raus, das Wetter ist mild. Mike erzählt von seiner Familie, seiner Ausbildung, dass er 32 ist, dass er mal verheiratet war, ich erzähle vom Geburtstag, dass ich Schubladen mag und frage mich leise, wie jemand (außer mir) so viel reden kann. Wir teilen uns einen Cheeseburger. Er fragt nach meiner Nummer. Kriegt er.

 

„Das Single-Leben ist sie leid,

braucht was Warmes und was Kaltes

bietet ganz viel Zärtlichkeit

Sie sucht ihn für die Ewigkeit.“

 

Die Tage bis zum Geburtstag fliegen ins Land.

„Hey, sie sucht nicht den größten Lover,

der sich für den allerschärfsten hält

Sie sucht einen Typ, mit dem sie ausgehen kann,

sie weiß genau, was ihr gefällt.“

 

Nach dem Song, gehen wir auf einen Drink in die Bar Rossi, es wird Mitternacht, ich werde 30. Viktoria schenkt mir einen Button: ‚Ich hab heute Geburtstag alle müssen nett zu mir sein‘. Wir gehen weiter gen Kiez, die Runde ist kleiner, nur noch zwei-drei Lieder tanzen. Das Rosch ist voll, wir quetschen uns dazu, es gibt ein Sardinenbüchsengefühl, weder tanzen noch umfallen ist möglich.

ICH WILL TANZEN! Wir wechseln ins Draft House, weil man da in Sachen Platz immer noch mal Glück haben kann. An der Bar mit Blick zur Tür – Mike.

„Schön, dass du da bist, ich hab auf dich gewartet: Happy Birthday!“

 

Ich bin baff erstaunt. Später wird Mike erzählen, dass er da einfach auf ‚der Mensch als Routinetier’ gehofft hat und mir so gerne persönlich gratulieren wollte. Wieder Melonenbrause. Ich mag Melonenbrause. Ich mag Mike.

Mike mag mich und fragt nach den restlichen Geburtstagsplänen: „Brunch bei Mutti, dann dies und das und abends essen gehen mit Freunden.“ „Ist da noch ein Platz frei?“ Tatsächlich ist da noch ein Platz frei.

 

„Hey, sie sucht nicht den größten Lover

nein eher einen, der gut küssen kann,

der sie verwöhnt, ihr in die Seele sieht,

einfach einen echten Mann.“

 

Der Frühstücksgeburtstagsbrunch bei Mutti nähert sich, Mike (natürlich nüchtern) fährt Yvönnsche und mich zum Auto. Yvönnsche (natürlich nüchtern) fährt uns nach Hause. „Ich hätt den auch geküsst.“, verrat ich.

 

Nach viel zu wenig Schlaf gibt’s supertollen Frühstücksgeburtstagsbrunch bei, von und mit Mutti und den Oldies, Torte gibt’s auch mit Buttercreme, die eigentlich Pflanzencreme ist und keine Kühlung braucht.

Geburtstags-Button

Butter(Pflanzen)creme-Torte

Abends Pizza im Eisenstein, Frank ist da, natürlich ist Frank da und Yvönnsche – beides hervorragende Lebensmittelteiler – und Mike mit einer Schublade für mich. Mike stellt fest, dass ich nicht Elena heiße und ich dass er nicht Mike heißt, sondern Nils.

 

„Weiblich, ledig, attraktiv

mit den Beinen fest am Boden

sucht den ganz besonderen Mann,

der sie glücklich machen kann.“

 

Ich fühl mich wie in den Sandmännchen-Schlafsandbeutel gefallen. Nils bietet an uns (Yvönnsche und mich) heim zu fahren. Ich bin zu müde um das abzulehnen, obwohl er in die ganz andere Richtung wohnt.

Trotz Müdigkeit ich wär’ gern noch einen Moment allein mit ihm. Kurz vor meiner Haustür gebe ich Yvönnsche den Haustürschlüssel in der Hoffnung, dass sie den Wink versteht. Sie versteht, in einer James-Bond-artigen Hechtrolle springt sie aus dem gefühlt noch 10kmh schnellen Wagen zur Überraschung von Nils, der versichert, dass er doch auch angehalten hätte und auch die Tür aufgemacht hätte… Sie müsse jetzt los, sagt Yvönnsche, und überhaupt, sie nehme auch an, dass man sich wiedersieht – auf dann.

 

Nils erzählt von seiner Familie, seiner Ausbildung, dass er 32 ist, dass er mal verheiratet war und ich frage mich – nach 40 Minuten vor meiner Haustür, ob er mich vielleicht auch mal küsst. Und weil es kurz vor Mitternacht ist, ich jetzt 30 bin :) und den Mutigen die Welt gehört: „Sag mal Nils bist du eigentlich schüchtern?“ „Ja total, ganz schlimm, wenn’s um was geht. Wieso?“ „Ach ich frag nur, weil ich wissen wollte, ob die letzten 27 Möglichkeiten mich zu küssen verstrichen sind, weil du zu schüchtern bist oder weil du mich nicht küssen willst?“ „Ja ich bin ziem… – 27 Möglichkeiten? Was? Ich dürfte, also es wäre okay, wenn ich dich küsse?“

 

„Hey, sie sucht nicht den größten Lover

nein eher einen, der gut küssen kann,

der sie verwöhnt, ihr in die Seele sieht,

einfach einen echten Mann.“

 

Und dann Kuss und Brausepulver und alles schön.

Das ist die Geschichte wie ich zum 30. Geburtstag einen Mann bekam. Ich muss jetzt los. Nils hat gerade Frühstück gemacht.

 

Traummänner reiten Dinosaurier

März 19, 2014

Nochmal über die Liebe…

Verlieben ist schwer. Jetzt! Früher war ich so schnell hin und weg, dass jeder Kuss Überwindung kostete nicht meine Klamotten auszuziehen. Alles war wie angeleckt in ein Brausepulverfass springen und sooo aufregend.

Heute, heute ist verlieben schwer. Ich höre was sie sagen, die Männer und ich bin verschreckt, nein nicht verschreckt, desillusioniert. – Zum Beispiel: Ein Zwölftel Bauernhof in der Nähe von Berlin besitzen zum gemeinsamen kommunenartigen Zusammenleben der späteren Restlebenszeit 65 Plus, tolle Vorstellung mit 12 Gleichgesinnten friedlich den Lebensarbeit bestreiten… Aber ich bin zu sehr Bestimmer, ein Zwölftel Bauernhof nur wenn kommunenartiges Zusammenleben gleich Sekte ist und ich gleich Sektenführer bin, sicher meine menschliche Schwäche, aber die Vorstellung sich mit zwölf anderen Parteien über Umbauten, Bepflanzung und die Eventualität von Fensterbildern zu unterhalten, macht mich schon in Abwesenheit dieser Option wahnsinnig, da bin ich realistisch.

Ist das meine Art von Leben oder eine Art von Leben, in dem ich mich befinden möchte?

Und dann noch das Fallenlassen, schon in der Schule, wo man sich wie betrunken von Vertrauen rücklings in die Arme eines sarkastischen Klassenkameraden fallen lies um den Klassenverband zu stärken, kniff ich. Wer weiß was sarkastische Klassenkameraden mit sich fallen lassenden Klassenkameradinnen machen. Sie vielleicht einfach fallen lassen?

Und heute Vertrauensübung an mich selbst, sich fallen lassen, in eine kitschige Liebesgeschichte und einfach mal das Denken lassen und sich freuen, begehrt zu sein und den Anfangstaumel von etwas genießen, aufhören sich zu fragen , ob die Abwesenheit von Brausepulvergefühl immer während ist oder ein Indiz, dass der Mann nicht der richtige ist oder ich verkopft bin und das Gefühl mich mit Abwesenheit straft – vorübergehend.

Wenn die Brausepulverabwesenheit immer während ist, woher weiß man dann dass es richtig ist, wie fühlt sich Liebe oder Verliebtsein dann an?

Ich möchte jemanden, den ich nicht erwarten kann. Ich möchte gerne einen kleinen Herzsprung haben, wenn ich Nachrichten von ihm auf meinem Telefon sehe und grinsen und das Bedürfnis haben zu antworten – zeitnah. Ich möchte angesprochen werden (nicht zwingend von Fremden) ob ich vielleicht verguckt bin, weil ich strahle. Ich möchte jemanden küssen wollen und mich bei Ausführung besagten Kusses nicht wundern, warum seine Zunge meine Zahnreihe abtastet, nicht zwingend weil er es nicht macht – obwohl das auch wirklich gut wäre – sondern weil, ich es über den Kuss hinaus vergesse, über abgetastete Zahnreihen und Speichelfluss nachzudenken.

Ich höre, dass ich „picky“ bin und picky ist ein schönes englisches Wort, dass für wählerisch steht. Und ja vielleicht bin ich picky, aber nicht weil ich tausend Kriterien habe, die alle erfüllt werden müssen, sondern weil ich Sehnsucht habe nach dem Kribbeln und so verwundert, dass es ausbleibt.

Ich möchte beim Wiedersehen, dieses leichte Lampenfieber verspüren und schüchtern „Hi“ sagen, weil man solchen Begrüßungsschwachsinn eben sagt, wenn man Lampenfieber hat.

Johannes sagt, dass der richtige kommen und es wieder Brausepulver geben wird und unterschwellig schwingt mit, dass diese Angst in ewiger Brausepulverlosigkeit leben zu müssen eventuell übertrieben ist. Ich frage, ob er auf einem Pferd kommt (der Richtige). Johannes lacht. „Elefant wäre für mich auch okay…“ (Ich mag nämlich Elefanten) „Warum nicht gleich auf einem Dinosaurier?“, fragt Johannes und fügt zur Verdeutlichung an „Hallo, ich bin dein Traummann und das ist mein T-Rex.“

Abschließend möchte ich dazu sagen, dass ich schwer hoffe, dass mein Traummann nicht auf einem Dinosaurier kommt, denn wenn mein Traummann und Dinosaurier oder ein Dinosaurier eine symbiotische Beziehung hatten und ein Teil – dieser symbiotischen Beziehung – ausgestorben ist möchte ich nicht wissen, was mit dem anderen Teil ist. Des Weiteren würde ich einen Pflanzenfresser vorziehen (also nicht zwingend als Traummann sondern als Dinosaurier).

der verlorene Kampf um die Liebe – Teil 34

Juli 19, 2010

Freitag und es läuft wie Brötchenschmieren mit lauwarmer Butter.

Ein bisschen Nervosität guckt ab und zu um die Ecke, ich bereite das Tagesgeschehen für Montag vor und das Tagesgeschehen von Freitag nach, ich sortiere einen Schrank, sortieren liegt mir, die Nervosität sitzt auf dem Empfangstresen, schlenkert mit den Beinen und guckt mir beim Sortieren zu, ich ignoriere sie und sortiere noch eine Schublade.

Mein Telefon klingelt, es ist kurz vor, kurz vor Feierabend, er ist gleich da, die Nervosität zieht mich am Ohr.

Gleich ist zehn Minuten später. Zehn Minuten später und Feierabend, „Süße“ nennt er mich, ich weiß nicht, was ich von Süße halten soll, Mädchen wäre mir lieber, aber Mädchen im Sinne von mein Mädchen ist lang her und so bleibt Süße, nicht immer aber gelegentlich. Ich glaub, es ist ihm nicht bewusst. Ich sage nichts.

Wir landen im Portugiesenviertel, es riecht nach Urlaub und Fisch auf Tellern mit Rosmarinkartoffeln. Ich gucke fremden Menschen auf die Teller, weil ich so besser entscheiden kann, was ich möchte und was nicht, am liebsten möchte ich ein Restaurant weiter, weil es dort Sachen aus Tontöpfen gibt und Sachen auf Tontöpfen finde ich sehr verlockend. Weil er mich kennt oder meine Vorliebe für Tontöpfe fragt er mich, ob wir nicht ein Restaurant weiter gehen und so landen bei einem Portgiesen mit mäßig überzeugender Inneneinrichtung und Tontöpfen auf der Speisekarte.

Beinahe nehme ich nichts aus dem Tontopf, sondern Rindfleisch zwecks meiner Vorliebe für Rindfleisch und entscheide mich dann doch für Scampies und Tentakel mit Tomatentunke im Tontopf. Es schmeckt wie Urlaub, sein Fischteller auch.

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 33

Juli 8, 2010

Es ist Montag und ich bin wieder stark erstaunt über die verschiedenen Arten von Übelkeit, die mein Körper verursachen kann.

Es ist Montag, gestern war Sonntag, sein Sonntag, sein Geburtstagssonntag. Und weil dieser Sonntag sein Geburtstagssonntag ist, rufe ich an und erfahre, dass er in Berlin ist und nur wenig später, dass es dann weiter geht nach Hamburg.

Hamburg“, klingelt es zwischen meinen Ohren wieder und meines Wissens gibt es nur ein Hamburg, nämlich mein Hamburg. Und während ich in meinem Hirn nach anderen Hamburgs google, verpasse ich fast die Info, dass er hier – in meinem Hamburg – Vorstellungsgespräche hat.

Vorstellungsgespräche in Hamburg.

Hamburg im Sommer ist das schönste Hamburg, die Leute gehen einen Schritt langsamer, der Wind macht die Luft erträglich und wenn nicht bietet die Masse an Wasser und Wassernähe doch zumindest die Möglichkeit, die Beine reinzustrecken, Schatten unter Laubblattdächern, draußen sitzen und Fritz Melonenbrause schlürfen. Hamburg im Sommer ist wie fast jede Stadt im Sommer eine Schokoladenseitenstadt, im Urlaub eh.

Er kennt nur mein Urlaubsschokoladenseitensommerhamburg samt rosa Brille und mich.

Montag, wir sind verabredet und tausend mögliche Übelkeitsarten begleiten mich. Die Stationen der Haltestellen ziehen sich als wenn ich mit der novosibirksischen Eisenbahn durch sibirische Weiten fahren, ich lese mich durch die Beigabe der Süddeutschen und weiß nun alles über Wildfisch, Ziehfisch, Zuchtfisch, aber auf jeden Fall Speisefisch, ich fühle mich nur begrenzt umwerfend und nur sehr begrenzt zauberhaft. Ich fühle mich wie man sich nach neun Stunden Arbeit eben fühlt und das mit semiüberzeugender Aura.

Die semiüberzeugende Aura und ich sind sprachlos und sprachlos sind wir wirklich selten.

Zwischen Steak und Creme Brulee erfahre ich, dass die Vorstellungsgespräche gut gelaufen sind und zwar so gut gelaufen, dass er nächste Woche wieder kommt zum Probearbeiten und Zweitgesprächen, auch eine weitere Erstvorstellung könnte anstehen. Mein Löffel klappert auf die Zuckerkruste, ich überlege, ob ich die Frage stelle und stelle sie nicht…

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 32

Mai 4, 2010

Im Mädchenfreundeskreis, obwohl Freundeskreis eine inkorrekte Bezeichnung ist für eine lose zusammen gewürfelte Mädchenbande, die sich nur bei lottigen Ereignissen trifft und aus meinen liebsten Mädchenmenschen besteht… Wie auch immer im Mädchenfreudesbandenkreis geht eine akute Liiertheit um.

Es ist Frühling. Zeit sich zu verlieben…

Es ist Frühling und ich habe neulich zum ersten Mal bewusst das Wort Exfreund gesagt. „Exfreund“, ein bisschen verlogen, ein bisschen unwahr und als würde ich über jemand anderen sprechen als über den, der gemeint war.

Ich bin von akuter Liiertheit so weit entfernt, wie die Erde vom Jupiter, in Rollschuh-beschuhten Mäusefußschritten.

Es ist Frühling und für mich noch keine Zeit sich zu verlieben.

Es ist Frühling und ich entdecke die Langsamkeit in Sachen Verarbeiten. Meine Mutter hat mir als Kind den passenden Beinamen „Schneckenarsch“ verpasst (jaja, wer Familie hat…). Und heute? Ein Schneckenarsch im Verarbeiten von zwischenmenschlichen Zwischenfällen.

Ich war schon immer so, kein Freund von großen Abschieden.

„Für immer und ewig“ – scheiß Hollywood-Ich.  Totalitär bin ich in meinen Abschieden „für immer und ewig“ in beiderlei Richtungen, ich liebe dich „für immer und ewig“ und ich verabschiede mich von dir „für immer und ewig“, ich ziehe nicht in Erwägung, dass in einem späteren Lebensabschnitt eine Freundschaft oder Bekanntschaft existiert, dass man sich zum Geburtstag anruft und Weihnachtskarten schreibt.

Spätere Lebensabschnitte, die vor dem jetzigen lagen und  die älteren Geschwister von viel früheren waren, haben gezeigt, dass Menschen wiederkommen. Sie rufen an, schreiben Geburtstagsmails und Weihnachtsgrüße, womit auch dieses Gedankengut widerlegt wäre.

Scheiß Schneckenarsch-Hollywood-Ich!

Und – ach ja – er hat angerufen.

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 31

Februar 10, 2010

working titel: Das Wochenende und der Heldenmut

Es ist Sonntag ich sitze im Zug fahre durchs hessische Randgebiet und schaue der Erdal-Schuhcreme-Kröte auf den Arsch Hintern. Es ist eine Betonkröte, die eine Grundreinigung dringend nötig hätte, sie ist riesig und sitzt auf einem Turm. Ich frage mich, ob eine extrem dreckige Erdal-Kröte ein gutes Markenzeichen für eine sauber machende Erdal-Schuhcreme ist und ob bei Erdal schon jemand eine Krötenreinigung erwogen hat.

Wie gesagt, ich bin im hessischen Randgebiet, dem unteren südlichen Randgebiet.

Verschrien als Kind der fixen Idee, bin ich mir der Nähe von Süd- und Mittelhessen bewusst, wie kaum ein anderer. Die Überbrückbarkeit dieser 170km zu den sonst 530km nagt an meinem desolaten Nervenkostüm.

Als ich morgens um acht in Fulda in den Zug steige – ein winkendes Yvönnsche hinter und zweieinhalb Stunden Fahrt vor mir – fängt mein sonst gegen jede Art von Außeneinfluss resistenter Magen an gegen mich und meine Anspannung zu rebellieren. Ich fühl wie eine Sechsjährige, die alle Viertelstunde den Unterricht mit ihrem „Frau Lehrerin, ich muss mal!“ stört. Heute ist mein Magen die Sechsjährige und ich eine Art genervte Lehrerin… Das zugehörige, anhaltende Brausepulvergefühl führt auch nicht zur Verbesserung der Gesamtsituation, sondern nur zu der Frage, wie viel Übelkeit ein einziges Individuum empfinden kann?

Jeder Schritt zu seiner Wohnung scheint schwerer als der davor, ich fühle mich wie an einem Gummiseil und im Anfall von plötzlicher Weisheit denke ich, dass meine Entscheidungskraft genau bis zum Klingelknopf geht.

Ich klingle…

Manche Sachen können nicht übers Telefon geklärt werden und auch nicht bei einem Kurzbesuch, ich bin weder hier um zu sagen, dass ich ihn noch lieb habe, noch um ihn zu fragen, ob er mich zurück will, ich bin hier um ihn zu drücken. Aus purem Egoismus, weil ich nicht will, dass er mich vergisst und um zu sehen, ob er es noch ist oder nur die Erinnerung an ihn und ob das Gefühl, dass er mich noch lieb hat, dann weg geht…

Ich klingle, er ist da und der Überraschungsmoment auf meiner Seite.

Wir sind schwierige Menschen, wie aus einem schlechten Roman. Es ist nicht drücken, küssen, lieben und glücklich für immer. Es ist Verwirrung seinerseits, Aufregung meinerseits, nachdenken, vorsichtig reden, umarmen, nicht küssen, sich verabschieden (ob für den Moment oder für immer, vermag ich nicht zu sagen) und den Heimweg antreten.

Vielleicht wohne ich im Seifenblasenland (für Post bitte folgende Anschrift nutzen: Lies von Lott, Glückskleeweg 7, das kleine rosa Schloss mit den grünen Fensterläden und Seifenblasen aus dem Schornstein, Utopia), aber das Gefühl, dass er mich noch liebt ist noch da.

Sechs Stunden Heimfahrt, mein Kopf ist leer, alles andere auch, die Brausepulvergefühlsreste zerstreuen sich in meinen Eingeweiden. Irgendwo zwischen Schlaf und Nichtschlaf purzeln mir Sätze durch mein Hirn, obwohl ich mir sicher bin nicht zu denken. Vorbeiziehende Landschaft ist auch immer sentimental machend, Schnee, kahle Bäume und in der Ferne erleuchtete Städte jenseits der Heiterkeit.

Ich fühle mich als hätte ich den emotionalen Himalaja bestiegen, aber er ist es noch.

der verlorene Kampf um die Liebe – Teil 30

Januar 20, 2010

Beim Aufräumen gestern, fand ich in der roten Blechkiste, auf der ein Post-It „Erinnerungen“ verkündet, eine Erinnerung, mit der ich nicht gerechnet habe…

In dieser Kiste, in die ich fast nie reinschaue, befinden sich Erinnerungen, die anders sind als Briefe oder Fotos – Dinge, Kleinigkeiten, Sachen, Schönigkeiten beispielsweise. In einer Plastikschraubensortierhilfe aus dem Baumarkt fand ich neben einigen hellblauen, fröhlichen Freizeitnilpferden sozusagen einer halben Kollektion einer Überraschungseiserie, einen blonden Ziegenbart von einem meiner schwarzen Zopfgummis mehrfach umwickelt.

Ich habe eine Abneigung gegen Bärte, die die cool wirkende Dreitageslänge überschritten haben. Bärte sind eine Gesichtszier, in denen ich weder Zier noch Schmuck noch Nutzen erkennen kann, sie pieken beim Küssen und kitzeln an der Nase – Eigenschaften, die selbst der isolierende Effekt eines Bartes z.B. im Winter meines Erachtens nicht wett macht. 

Er hatte einen Bart, den er liebte und zu dem ich versuchte mich nicht zu äußern.

Es war Dezember 2008 und er mit einer Erkältung behaftet. Ich schlief auf dem Sofa zwecks der Vermeidung einer Ansteckung. Trotzdem der Versuch des Krankheitsaustrickens schlug fehl, die Grippe streckte mich schon in der ersten Nacht nieder und so kletterte ich gebeutelt von (Glieder)Schmerz und dem Gefühl, mich nie wieder richtig bewegen zu können in sein Bett. Er half mir ins Bett, deckte mich doppelt zu, ging Tee machen und ne Wärmflasche aufsetzen, brachte mir Schmerztabletten, hielt meine Hand während ich einschlief, passte schlicht vorzüglich auf mich auf. Als wir am nächsten Tag schon etwas weniger leidend zusammen auf dem Sofa tranken, den gläsernen Wohnzimmertisch voll mit „Heilmitteln“, Tee, Wasser und anderen Getränken, nahm er plötzlich die Schere, schnitt sich den Bart ab, umwickelte diesen mit einem meiner Zopfgummis, legte ihn zu den Arzneien auf den Glastisch, ging ins Bad, rasierte sich und kam wieder.

Entgegen meines Naturells kommentierte ich dies nicht, ich lächelte nur, er erwiderte das und äußerte – allerdings erst eine halbe Stunde später – grinsend: „Dir ist schon bewusst, dass ich das wegen dir gemacht habe…

der Kampf um die verlorenen Liebe – Teil 29

Januar 6, 2010

working titel: Denken Sie jetzt nicht an ein Krokodil…

Ich frage mich, wie lange man traurig sein kann. Sicher diese Traurigkeit zieht sich nicht durch jede Minute meines Tages, so lächle ich mich beispielsweise durch den Lächeljob, lache mit Freunden, telefoniere heiter und doch ist es als würde ein anderer diese schönen glücklichen Momente erleben und ich dem nur als Zuschauer beiwohnen.

Tägliche Zerstreuung – ungenügend!

Es gibt da so eine Abhandlung über die Funktionsweise des Gehirns. Kennen Sie das mit dem Satz „Denken Sie jetzt nicht an ein Krokodil!„? Und an was denken Sie gerade? Ein Krokodil?

Ebensogut funktioniert das Nichtanihndenken im Moment.

Und der Versuch sich im Umkehrschluss nun ständig „Denken Sie jetzt nicht an ein Krokodil“ vorzubeten um seiner statt an ein Krokodil zu denken – fehlgeschlagen. Sehe ich jetzt ein Krokodil (auf Werbeplakaten, im Fernsehen, auf Pullovern – und Sie glauben gar nicht wie viele Krokodile man sehen kann), denke ich an ihn.

Mein Hirn lässt sich dieser Tage auch mit Krokodilen nicht überlisten. Es scheint als wäre er alles, in Allem und alles er. In diesem Sinne: Denken Sie jetzt nicht an ein Krokodil…

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 28

Januar 5, 2010

Und plötzlich – der einsamste Mensch auf der Welt.

Unabhängig wie gut die Tage sind, sind die Nächte. Mit der Dunkelheit, der nächtlichen Stille, mit dem leiser werdenden städtischen Puls, werden meine Gedanken lauter und die Leere in mir fühlt sich an wie eine Krankheit.

der Kampf um die verlorene Liebe – Teil 27

Dezember 31, 2009

Meine Laune ist in der Pubertät, grenzenloser Optimismus und Frohmut zu 37Prozent und nörgelndes Schwarzmalen sowie Sichselbstnerven auf der anderen Seite. Schuld ist Silvester. 

Seit Tagen geistern durch die Bloggerlandschaft wunderbare Stöckchen für Jahresrückblicke, Vorsätze und ähnliches. Schön, sehr schön und ich wollte schon eins adoptieren, um es als mein erstes Stöckchen zu nehmen… Aber bei der Beantwortung fällt mir auf, dass mir zum einen die Antworten ausgehen und zum anderen sozusagen vor allem, mich manche Antworten einfach traurig machen.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe… …ist gefragt von Herrn Schonzeit, der es vom Wortteufel hat. Und das schönste Geschenk, das ich dieses Jahr gemacht habe, war eine Spätsommerreise. Eine Spätsommerreise für zwei nach Mecklenburg-Vorpommern mit Miniradtour übers Darßer Fischland, mit Abstecher nach Stralsund samt Oceanum- und Meereskundemuseumsbesuch und zu guter Letzt Weiterfahrt aufs autofreie Hiddensee. Eine der zwei Personen wäre ich gewesen, wenn nicht, ja wenn nicht…

Es ist eine sentimentale Zeit dieser Tage. Gefühlte 700Mal in den letzten drei Tagen „guten Rutsch und einen schönen Start in ein glückliches 2010“ gewünscht zu haben – eine Floskelreiterei, die der Lächeljob so mit sich bringt – macht es nur begrenzt besser. Meine dank des Lächeljobs zerwürfelte Silvesterplanung auch nicht.

Meine Laune ist suboptimal für spontanes Weggehen und so bin ich spontan zu Hause geblieben. Zur Info, wir befinden uns gerade in den 63Prozent des nicht ganz so positiven, dafür um so mehr pubertierenden Launenzirkus’.

Ich weiß ja, dass diese Laune vorbei gehen wird und das ich lächeln kann, sollte und heute auch schon getan habe, aber – im Ernst – ich hatte schon bessere Tage und wenn ich jetzt an schöne Silvester denke und was ich nächstes Jahr besser machen könnte, um mir nicht wieder ansehen zu müssen, wie Bruce Willis die Welt zusammen mit Mia (wie war noch der Nachname!?) rettet, denke ich an ihn und wie wir letztes Jahr unspektakulär und gediegen im Flur meiner Wohnung Fondue aßen mit zwei Freunden, um Mitternacht auf dem Balkon knutschten, ich ein Wunderstäbchen entflammte und wir – dank meines grippalen Zustandes –um halb zwei im Bett waren und uns am ersten nur via Zettel unterhielten, da mir die Stimme ganz entflohen war.

Jetzt ist es auh gerade Mitternacht, also ein letztes Mal: „Guten Rutsch und einen schönen Start in ein glückliches 2010!

Anbei für die Rentner zur Info: Ein Stöckchen ist eine Art Minifragenkatalog, der einem zugeworfen wird per Kommentar oder den man findet, und dann beantwortet.